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Tinnitus

Was ist Tinnitus?

Tinnitus ist der medizinische Ausdruck für Ohrgeräusche oder Ohrensausen. Es handelt sich dabei um eine subjektive Wahrnehmung eines Tones oder Geräusches, d. h. es gibt keinen akustischen Reiz von außen auf das Ohr. Trotzdem hört der Betroffene einen Ton. Objektive Ohrgeräusche hingegen sind auch für den Untersucher wahrnehmbar und messbar. Das Geräusch kann als Pfeifen, Rauschen, Summen oder Zischen auftreten. Viele Betroffene fühlen sich durch die Ohrgeräusche gequält oder bedroht, insbesondere wenn sie länger andauern.

Etwa jeder Vierte erlebt irgendwann in seinem Leben Ohrgeräusche. Die Töne sind aber glücklicherweise meist nur vorübergehend und durch besondere Situationen wie Stress oder Schlaflosigkeit ausgelöst. Tinnitus kann in jedem Lebensalter auftreten. Vermutlich aufgrund der zunehmenden Lärmbelästigung bei Jugendlichen, z. B. in Diskotheken oder über Walkman, klagen heute bereits mehr als fünf Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis zum 29. Lebensjahr über Ohrgeräusche.


Welche Ursachen hat Tinnitus?

Die Ursachen des Tinnitus sind vielfältig. Meist handelt es sich um so genannte Schallempfindungsstörungen, die im Innenohr, dem Hörnerv oder dem Hörorgan im Gehirn entstehen. Seltenere Ursache für subjektive Ohrgeräusche sind Schallleitungsstörungen durch kritische Prozesse im Mittelohr (z. B. eine Mittelohrentzündung, ein Trommelfellriss oder ein Verschluss der Ohrtrompete) oder durch einen Verschluss des äußeren Gehörgangs (z. B. durch Fremdkörper, Ohrenschmalz oder vorspringende Knochen).

Im Innenohr können Hörstörungen Ursache für Ohrgeräusche sein. Dazu zählen die Lärmschwerhörigkeit und die Altersschwerhörigkeit. Bei bestimmten Erkrankungen des Innenohrs wie dem Morbus Menière, der zusätzlich mit einem Drehschwindel einhergeht, kommt Tinnitus vor. Auch der Hörsturz ist häufig von Ohrgeräuschen begleitet.

Durch die Schädigung der Sinneszellen (Hörzellen) kommt es zu einer Veränderung der Erregbarkeit und der Aktivität in Hörnerven, die als Hörempfindung wahrgenommen wird und sich allmählich verfestigt.

Eine der Hauptursachen für Tinnitus ist Stress. Ein Stressreiz löst im Organismus eine Fülle von Reaktionen aus, was u. a. zur Verengung der Blutgefäße und damit zur Verschlechterung der Durchblutung führt. Zusätzlich kommt es zu einer Verdickung des Blutes durch die Anlagerung von Blutplättchen, was schlimmstenfalls einen Gefäßverschluss (Blutgerinnsel, Thrombose) zur Folge hat. Ist ein Blutgefäß im Ohr betroffen, kann daraus ein Hörverlust oder ein Tinnitus resultieren.

Probleme mit der Halswirbelsäule oder im Kiefergelenk können auf Ohrgeräusche verstärkend wirken. Auch bestimmte Medikamente (einige Antibiotika, entwässernde Tabletten u. a.) sowie ein starker Blutdruckabfall mit nachfolgender Minderdurchblutung des Innenohrs verursachen mitunter Ohrgeräusche. Außerdem treten subjektive Hörempfindungen im Rahmen schwerer Allgemeinerkrankungen auf (z. B. Multiple Sklerose, Blutarmut).


Welche Beschwerden macht Tinnitus?

Das Ohrgeräusch kann sich unterschiedlich anhören. Die meisten Betroffenen berichten über ein Pfeifen. Auch rauschende, summende oder zischende Geräusche werden wahrgenommen.

Ein akuter Tinnitus-Anfall tritt plötzlich auf und geht nach einiger Zeit wieder vorüber. Oft erfolgt die Besserung spontan, wenn man sich schont und von äußeren Reizen abschirmt. Manchmal verschwindet der akute Tinnitus erst nach einer entsprechenden Therapie.

Besteht der Tinnitus bereits mehrere Wochen, ist es in den meisten Fällen unwahrscheinlich, dass er wieder verschwindet. Man spricht dann von einem chronischen Tinnitus.

Ein andauerndes Ohrgeräusch kann das alltägliche Leben und die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Das eigentliche Symptom Tinnitus entwickelt sich dann zu einem Krankheitsbild, das mit Schlafstörungen, Konzentrationsschwächen, einer Abnahme der Leistungsfähigkeit oder mit Angstzuständen einhergehen kann. Die Folge sind nicht selten sozialer Rückzug und Depressionen. Die meisten Betroffenen gewöhnen sich jedoch an das Ohrgeräusch und fühlen sich dadurch kaum beeinträchtigt.


Welche Untersuchungen sind notwendig?

Zunächst ist es wichtig, die Ursache des Ohrgeräusches herauszufinden und eine körperliche Ursache auszuschließen. Eine eingehende Befragung durch den Arzt ist notwendig. Dabei interessieren u. a. der Beruf hinsichtlich einer möglichen Lärmbelastung oder Verletzungsgefahr. Wichtig sind auch eventuelle Unfälle mit Kopfverletzungen, Ohrerkrankungen (Hörsturz, Operationen) und Operationen am Kopf sowie die Art und Häufigkeit des Tinnitus.

Zur körperlichen Untersuchung gehören eine Blutdruckmessung (am besten eine 24-Stunden-Blutdruckmessung), eine Hals-Nasen-Ohren-Untersuchung sowie eine Reihe von Hörprüfungen. Zusätzlich werden möglicherweise auch Gleichgewichtstests durchgeführt.

Blutuntersuchungen, Röntgenaufnahmen und bildgebende Verfahren (Computertomographie, Kernspintomographie) können sinnvoll sein, um Entzündungen oder Tumoren (z. B. des Hörnervs) auszuschließen und um Hinweise auf eventuelle Grunderkrankungen zu bekommen. Besteht der Verdacht auf Durchblutungsstörungen der Halsgefäße, die auch das Ohr versorgen, kann man mittels Ultraschall- (Doppler- oder Duplex-Sonographie) oder Röntgenuntersuchungen (Angiographie) mögliche Verengungen erkennen.


Welche Behandlungs­möglichkeiten gibt es?

Die Behandlung des Tinnitus orientiert sich einerseits an der Ursache, andererseits am Zeitverlauf und dem Schweregrad. Bei objektiven Ohrgeräuschen und einer Mittelohrschwerhörigkeit kommt es vor allem darauf an, die körperlichen Ursachen zu ermitteln und zu beheben.

Bei subjektiven Ohrgeräuschen wie dem Tinnitus sind hingegen der Zeitverlauf und der Schweregrad für die Art der besten Therapie entscheidend.

Zunächst unterscheidet man die Behandlung eines akuten von einem chronischen Tinnitus.

Richtet sich die Therapie bei akutem Tinnitus im Wesentlichen auf die Möglichkeit der vollständigen Beseitigung des Ohrgeräusches bzw. einer deutlichen Minderung, ist dieses Ziel beim chronischen Tinnitus nur selten zu erreichen.

Im akuten Tinnitus-Anfall sollte man schnell reagieren und am besten medikamentös behandeln, wodurch sich das Risiko einer bleibenden Störung verringert. Mit Hilfe einer Infusionstherapieverbessert sich die Fließfähigkeit des Blutes. Möglich sind auch durchblutungsfördernde Mittel. Als unerwünschte Nebenwirkung kann der Kreislauf stark belastet werden. Auch Kortison kann ein Mittel der Wahl sein. Kortison wirkt abschwellend und entzündungshemmend. Schwere Nebenwirkungen wie bei längerfristiger Verabreichung sind bei einer kurzen Anwendung nicht zu befürchten. Es kann aber zu vorübergehenden Veränderungen des Blutdrucks, des Blutzuckers und der Blutzellen sowie zu Elektrolytstörungen (Natrium, Kalium) kommen.

Ein an chronischem Tinnitus Erkrankter sollte versuchen herauszufinden, welche Umstände und Faktoren den Tinnitus verstärken, um sie zu beseitigen oder zu vermeiden.

Man kann Techniken erlernen, mit dem Ohrgeräusch umzugehen. Falls das Geräusch durch die Therapie nicht zu beseitigen ist, sollte man dadurch zumindest nicht allzu sehr in seiner Lebensqualität beeinträchtigt werden. Grundlage jeder Therapie ist daher eine auf die Diagnostik gestützte Beratung und Aufklärung, das so genannte Tinnitus-Counselling.

Bei der psychosomatischen Behandlung des Tinnitus wird versucht, ihn zu „überhören", indem man sich stattdessen auf andere Geräusche konzentriert. Stressabbau und Autogenes Training sind zusätzliche Hilfen.

Leider haben diese Methoden beim chronischen Tinnitus bislang keine allzu guten Ergebnisse gezeigt. Auch eine Vielzahl alternativer Methoden wie Ozonbehandlungen, Akupunktur oder Psychotherapie haben keine großen Erfolge bei der Behandlung chronischer Ohrgeräusche erzielt.

Immer mehr Bedeutung wird jedoch der so genannten hyperbaren Sauerstofftherapie beigemessen. Bei dem auch als Sauerstoff-Überdrucktherapie oder hyperbare Oxygenation (HBO) bezeichneten Verfahren muss der Patient in einer Überdruckkammer reinen Sauerstoff atmen. Dadurch werden die Sauerstoffmengen im Blut um ein Vielfaches erhöht. Die Folge ist eine bessere Durchblutung und Sauerstoffversorgung. Auch bei anderen Krankheitsbildern wie Knocheninfektionen, arterieller Verschlusskrankheit oder Verbrennungen, beim Hörsturz oder dem akuten Lärmschaden kann die hyperbare Sauerstofftherapie gute Erfolge erzielen. Bei Tinnitus werden in der Regel 10 bis 15 Behandlungseinheiten von je 90 Minuten Dauer durchgeführt. Die Behandlung erfolgt täglich an sechs Tagen in der Woche.

Die Erfolgsaussichten beim akuten Tinnitus werden mit 60 bis 80 Prozent bei früher Behandlung angegeben; allerdings sinken die Chancen bei zu spätem Einschreiten (bei Bestehen der Beschwerden seit länger als sechs Monaten) auf 20 Prozent. Als mögliche Nebenwirkungen des Sauerstoffs können Übelkeit, Schwindel und Sehstörungen auftreten. Die Beschwerden verschwinden aber beim Einatmen normaler Raumluft nach kurzer Zeit wieder. Bei ordnungsgemäßer Durchführung (nicht zu großer Überdruck) sind schwerwiegende Folgen normalerweise nicht zu befürchten. Nicht geeignet ist die hyperbare Sauerstofftherapie jedoch für Schwangere und für Menschen, die an einer Lungenblähung (Emphysem) oder an Epilepsie leiden. Das gilt auch für alle, bei denen eine Operation am Brustkorb durchgeführt wurde, die einen Herzschrittmacher tragen oder vor weniger als sechs Monaten einen Herzinfarkt erlitten haben.

Bei der so genannten Retraining-Therapie nach Jastreboff werden Tongeber (Noiser) eingesetzt. Noiser sind kleine Geräte ähnlich Hörgeräten, die hinter oder im Ohr getragen werden. Die Noiser produzieren ein leises Geräusch, das den Tinnitus zum Teil verdeckt und dem Gehirn eine Gewöhnung (Habituation) an das Ohrgeräusch ermöglichen soll.

Die Tinnitus-Retraining-Therapie kann ambulant durchgeführt werden und erstreckt sich in der Regel über einen Zeitraum von 12 bis 18 Monaten.